Der literarisch-historische Ursprung der Artussage
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Die Druiden und Merlin

Druiden

Einen großen Teil unseres Wissens über die keltischen Druiden beziehen wir aus den Quellen Caesars in seiner Schrift „De Bello Gallico“.
„Gaius Julius Caesar war, trotz des Misstrauens, das er hinsichtlich seiner Propaganda für den gallischen Krieg verdient, doch der beste Gewährsmann: Er war Politiker und Feldherr, bekleidete im Staatskult selbst priesterlichen Rang und zählte Druiden, […] , zu seinen Gesprächspartnern.“ [1]
Die Druiden waren Männer des Geistes, Intellektuelle, die von Militärdienst und Steuerabgaben befreit waren. Sie hatten ungeheuren Einfluss auf das soziale und politische Leben der keltischen Gesellschaft. Ihre Ausbildungs- und Studienzeit betrug bis zu zwanzig Jahre. Sie waren Weise und Ratgeber auf allen Gebieten der Künste, der Astronomie und Astrologie, Mathematik, Naturkunde, Heilkunde. Ihnen oblagen öffentliche wie private Opferrituale sowie die Rechtsprechung. Bei Zuwiderhandlungen gegen das öffentliche Recht und schweren Vergehen hatten sie die Macht, Menschen aus der Gemeinschaft zu verbannen. Dies galt als härteste Strafe für einen Stammesangehörigen, der fortan von den Gottesdiensten ausgeschlossen war und von den Mitgliedern seines Dorfes gemieden wurde.[2]
„Unzweifelhaft hatten die Druiden eine Schlüsselstellung in der keltischen Gesellschaft inne. Sie erzogen die Kriegeraristokratie, und es galt fast als Regel, dass jeder König seinen Lehrer zum Ratgeber machte. Von der Konzeption der rechtmäßigen Herrschaft her gehörten Druide und König zusammen, denn der rechtmäßige König orientierte sich am Willen der Götter. (…) Der Druide beriet in diesem Sinn, und im Idealfall handelte der König danach. Auf diese Weise hatte der Druide Anteil an der Regierung, hielt aber auch die zweite Klasse, die Krieger, in der Hand, da er diesen ihre Wertmaßstäbe, ihre ganze Ideologie beigebracht hatte.“ [3] Unschwer lässt sich hieraus die Vorlage für das klassische Paar Artus-Merlin erkennen.
„Das Universum war für sie vom Göttlichen durchpulst, das sich in allen möglichen Erscheinungen manifestierte. Durch Kosmos- und Naturbetrachtung fanden sie Zugang zu ihren Göttern – ein Grundsatz, den die Heiligen der frühen irischen Kirche weiterpflegten, die übrigens in vielen Fällen die druidischen Schulen und Hochschulen übernahmen. Der Missionar Columban (…) (gest. 615) formuliert in seiner ersten Predigt: „Wer den Schöpfer kennenlernen will, lerne seine Schöpfung kennen.“ [4]
Ein Kern ihrer Lehre war die Unsterblichkeit der Seele in Form der Seelenwanderung. Für die Kelten war der Tod nur die „Mitte eines langen Lebens“. Dem ohnehin gefürchteten wilden Kampfgeist der Kelten war auf diese Weise einmal mehr Nahrung gegeben, weil sie den Tod in der Schlacht nicht fürchteten.[5]

Die Druiden glaubten an die Macht der Sprache und des Wortes.
„Das Geistige im ganzen Universum ließ sich durch Sprache beeinflussen, z.B. durch Zaubersprüche, -gesänge, Beschwörungen oder auch durch Verwünschungen und Verfluchungen. […] Andererseits ließ sich durch Sprache, vor allem in Verbindung mit Kräutern, auch heilen.
Wie schon Caesar bemerkte, fixierten die Druiden, obwohl schreibkundig, ihre heiligen Texte nicht schriftlich. Für profane Zwecke benützten sie griechische und römische Buchstaben,
[…], aber grundsätzlich misstrauten sie dem „toten“ Buchstaben als Träger für das lebendige Wort. Außerdem sollte ihre Lehre auch keinem Unbefugten in die Hände geraten. Sie sahen unzweifelhaft den circulus vitiosus von Schrift – Schwinden der Gedächtniskräfte und Abhängigkeit von der Schrift – voraus.“ [6]

Die Insel Môn – Anglesey

Die Insel Môn, heute Anglesey, liegt im äußersten Nordwesten von Wales und wird gern „Die Mutter von Wales“ genannt. Hier befand sich ein großes druidisches Zentrum, eine wichtige Ausbildungsstätte, zu der Schüler aus der ganzen keltischen Welt strömten. Môn war eine Kultstätte mit Schulen, heiligen Hainen und einem heiligen See, in dem Votivgaben -vermutlich von Händlern und Kriegern aus Irland und Britannien - gefunden wurden (1942 beim Bau eines Militärflugplatzes).
Nachdem der römische Kaiser Augustus die Priesterkaste der Druiden verboten hatte, war es nur natürlich, dass sich dort der Widerstand gegen die Römer sammelte. Man kann davon ausgehen, dass die Druiden die Krieger zur Revolte „anheizten“. Auch aus diesem Grund richtete Rom sein Augenmerk auf dieses Zentrum geistiger und kriegerischer Gegenwehr. Caesar hatte sogar angenommen, dass das Druidentum von Britannien ausgegangen sei.
Abgesehen davon, dass die Insel einträgliche Kupfer- und Bleigruben besaß, beruhte ihr wahrer Reichtum auf dem Gold aus den irischen Wicklow-Mountains.[7]
„Hier war der von den Druiden kontrollierte Umschlagplatz, von dem es seinen Weg einer regelrechten Goldstraße entlang nach Ostengland und zum Festland antrat. Anglesey war demnach der spirituelle als auch der materielle Mittelpunkt jener nun illegalen Priesterschaft, die immer noch so viel Einfluss im Volk besaß. Wer Môn in die Hand bekam, konnte mit einem Schlag die Druiden eliminieren und ihren Reichtum einziehen.“ [8]

Auf Kaiser Neros Befehl machte sich im Jahr 60 der Feldherr Suetonius mit zwei Legionen auf, um die Insel in Schutt und Asche zu legen. Kaum einer der Druiden (und auch Priesterinnen) dürfte das Gemetzel überlebt haben. Danach zerstörten die Römer systematisch alle heiligen Haine.[9] 
Es lässt sich unschwer vorstellen, welcher geistigen und kriegerischen Kraft das keltische Volk von da an beraubt war.

Merlin/ Myrrdin

„So, wie der große Zauberer und Prophet (vgl. Druiden) in der Artus-Sage erscheint, ist er die Schöpfung des Walisers Geoffrey von Monmouth, die er in seiner Historia Regum Britanniae (Geschichte der britischen Könige) von 1136 zum ersten Mal auftreten lässt. Geoffrey verschmolz zwei in der inselkeltischen Mythologie verankerte Figuren, den Dichterpropheten Myrddin/ Lailoken und das „vaterlose Kind“, hier den von Nennius erwähnten jugendlichen Seher Ambrosius, zu einer Gestalt […].“ [10]
„Fest steht, dass im 5. und 6. Jahrhundert je ein Myrrdin lebte, beides Dichter und Seher, für die Geoffrey von Monmouth, um sie unter einen Hut zu bekommen, die Daten fälschte. Es ist anzunehmen, dass beide seinen Myrrdin beeinflussten, den er, mit Lailoken und Ambrosius kombiniert zu seinem großen Zauberer Merlin latinisierte.“ [11]

 

[1] Botheroyd (1992,S. 91)

[2] vgl. Botheroyd (1992, S. 91 f.)

[3] Botheroyd (1992, S. 92)

[4] Botheroyd (1992, S. 93)

[5] vgl. Arnulf Krause (2007, S. 170 f.)

[6] Botheroyd (1992, S. 94)

[7] vgl. Botheroyd (1992, S. 92f. und S. 237 f.)

[8]  Botheroyd (1992, S. 238)

[9]  vgl. Botheroyd (1992, S. 92 f.)

[10] Botheroyd (1992, S. 227 f.)

[11] Botheroyd (1992, S. 247)

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© Sabine Speer